Eine der wichtigsten Fähigkeiten über die man heutzutage verfügen kann dürfte wohl Medienkompetenz sein. Der Umgang mit modernen Medien ist nicht immer leicht, dummerweise aber an vielen Stellen eine Grundvoraussetzung um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Ich bin der festen Ansicht dass man nicht früh genug damit anfangen kann, Kinder und Jugendliche insbesondere über Wesen und Gefahren der Medien aufzuklären in denen sie selbst als Sender auftreten können. Im Wesentlichen dürften das die sozialen Netzwerke sein: Facebook, Twitter, Google+ und wie sie alle heissen.

Das Personal der Wurmbergschule in Braunlage sieht das offenbar anders. Oder sie hat ein völlig anderes Verständnis davon wie man junge Menschen an Medien heranführt.

Da hat eine Versicherung einen Geschichtenerzähler in die Grundschule bestellt, der den ersten und zweiten Klassen spannende Sachen erzählt. Die Versicherung sieht das als PR-Maßnahme und möchte Bilder der Veranstaltung ins Netz stellen. Ausgerechnet nach Facebook. Einige der Eltern haben dem nicht zugestimmt, und da es offenbar zu aufwändig ist ein paar Bilder herauszusuchen auf denen die betroffenen Kinder nicht zu sehen sind wurden sechs der 45 Kinder von der Veranstaltung ausgeschlossen. Die durften die Zeit dann in anderen Klassen oder mit vorbereiteten Aufgaben absitzen.

Das Personal der Schule sollte gründlich drüber nachdenken was auf die Art und Weise in die Köpfe der sechs- bis achtjährigen Kinder gelangt. Als Vater rege ich mich darüber echt auf, und ich kann nur hoffen dass ich meinen Töchtern so etwas nicht erklären muss. :-(

Gestern habe ich mich schon an anderer Stelle darüber aufgeregt dass eine Vierjährige bei einem Sprachtest durchfällt weil sie offenbar lieber richtig redet statt Kauderwelsch nachzuplappern. Mir wird immer deutlicher bewusst dass Pädagogen nicht allein durch ihre Ausbildung für den Umgang mit Kindern qualifiziert sind…

Dass das Betriebssystem meines Telefons und das soziale Netz Google+ (zu dem ich mich ja letztens angemeldet habe, und das ich immer noch gut finde) vom gleichen Hersteller kommen war mir klar. Gruselig finde ich aber wie eng die beiden zusammen arbeiten:

Ich habe in Google+ zwei neue Leute in meine Kreise aufgenommen, die markante Vornamen haben. Fünf Minuten später schreibe ich eine Nachricht in mein Handy, und die Schreibvorschläge der Android-Tastatur (Gingerbread Standardtastatur) enthalten eben diese beiden Vornamen. Wie gesagt: das sind wirklich ungebräuchliche Namen, ich denke nicht dass die im Standardwortschatz der Tastatur vorkommen.

Fairerweise muss ich dazu sagen dass auf dem Telefon die Google+-Applikation installiert ist. Keine Ahnung ob die da noch ihre Finger im Spiel hatte. Zugefügt habe ich die beiden Personen aber nicht mit der App sondern direkt im Web.

Mein Profil

Mein Profil

Ich hatte ja vor einiger Zeit schon an dieser Stelle über Google+ nachgedacht. Kurz darauf habe ich mich da tatsächlich angemeldet. Und was soll ich sagen? Es gefällt mir!

Ich habe mittlerweile eine erstaunlich grosse Zahl von Leuten in meinen Kreisen die ich persönlich kenne. Dazu noch ein paar denen ich einfach nur folge, ähnlich wie man das bei Twitter macht. Wenn ich der Öffentlichkeit etwas mitteilen möchte kann ich sehr genau auswählen wer die Zielgruppe ist.

Und was ich sehr gut finde: über die Profileinstellungen kann ich sehr schön festlegen wer welche Informationen über mich sehen kann. Die Liste meiner Bekanntschaften etwa geht niemanden etwas an, die wird einfach nicht angezeigt. Natürlich lassen sich anhand von Konversationen Mutmassungen anstellen wen ich in den Kreisen habe, und bei vielen meiner Bekannten ist auch eindeutig zu sehen dass sie mir folgen. Aber direkt kann man — anders als beispielsweise bei Twitter — nicht auf die Liste blicken.

Nach wie vor steht aber die Tatsache im Raum dass ich meine Informationen an eine Datenkrake abgebe. Warum ich da bei Google nur leichte Bauchschmerzen habe, bei Facebook aber total verkrampfen würde hat Zottel in einem Artikel beschrieben dem ich voll zustimmen kann, er hat die gleichen Schmerzen (ich empfehle die Lektüre des ganzen Artikels, nicht nur dieses Ausschnittes):

Google behält nämlich die Daten bei sich. Dritte erhalten zwar die Möglichkeit, von Googles Daten zu profitieren, indem sie Anzeigen an passenden Stellen schalten dürfen. Das ganze System dazu ist aber in Googles Hand, und kein Anderer sieht die privaten Daten der Nutzer.
[…]
Für mich eines ganz klar: Facebook ist nicht vertrauenswürdig. Die Default-Einstellungen sind so gewählt, dass sehr viele private Daten an sehr viele Dritte weitergegeben werden. Das zu ändern ist zwar für die meisten (nicht alle!) Daten möglich, ist aber sehr kompliziert und erfordert selbst für Computerkenner einige Einarbeitungszeit. Es drängt sich Eindruck auf, dass Facebook es seinen Nutzern so schwierig wie möglich machen möchte, ihre Daten einigermaßen vor dem Zugriff Dritter zu schützen. Klar ” schließlich ist der Handel mit Daten letztlich Facebooks Geschäftsmodell.

Die Schwierigkeiten bei der Privacy-Einstellung von Facebook kenne ich (natürlich) nicht aus eigener Erfahrung, habe aber schon öfter Klagen in diese Richtung gehört. Warum er trotz dieser Bedenken nicht wechselt ist mir nicht ganz klar. (Mir fiel erst im Nachhinein auf dass der Artikel vom letzten November ist, der Autor ist mittlerweile auch bei Google+.) Wahrscheinlich bleibt man nur aus einem Grund: Bei Facebook sind mehr Leute. Mal sehen wie lange noch, der Internet-affine Teil meines Freundeskreises hat sich zu einem Grossteil schon bei Google+ angemeldet.

Mir bleibt zu hoffen dass Google nicht nur damit beschäftigt ist neue Server für den anhaltenden Nutzer-Ansturm aufzubauen, sondern auch an den fehlenden Features arbeitet. Insbesondere Unternehmens- und Fanseiten dürften die meisten Umsteiger noch vermissen. Und es fehlt natürlich die API, damit man andere Dienste sinnvoll mit G+ verheiraten kann.

Allerdings hat sich selbst in den paar Tagen die ich da jetzt angemeldet bin schon sehr viel getan, ich bin zuversichtlich dass es da in grossen Schritten weiter geht.