Wie viele andere auch zur Zeit bin ich dabei, mich von Twitter zurückzuziehen. So richtig wohl war mir mit dem Dienst eh nie, obwohl ich mich in den letzten zehn Jahren ganz gut damit arrangiert habe. Geschrieben habe ich da fast nichts, auch Retweets waren selten. Dieser Blog war automatisch angebunden und hat bei jedem neuen Post eine Nachricht verfasst. Ich habe da hauptsächlich gelesen. Lustige Sachen, Technik und Nachrichten. Wenig Interaktion.

Vor fast genau 13 Jahren habe ich meinen ersten Twitter-Account nach einer kurzen Testphase gelöscht. Ich zitiere mich mal selbst aus dem Kommentar den ich dazu geschrieben habe:

Und nach wie vor hat niemand mein Hauptargument zu dem Thema entkräftet: Wenn — entgegen meiner oberflächlichen Erfahrung — Twitter (oder Microblogging allgemein) tatsächlich ein wichtiger Informationskanal im Netz sein sollte, dann muss der meiner Meinung nach dezentral aufgebaut sein. Hinter Web, Mail, IRC und so weiter stecken keine einzelnen Unternehmen. Das ist gut und wichtig so, denn einzelne Unternehmen können manipulieren, oder was in so einem Fall mindestens genau so fatal wäre: pleite gehen. Mit einem Schlag wären abermillionen Twitter-Junkies ihren Kommunikationskanal los.

Ich selbst, November 2009

Jetzt ist es also tatsächlich so gekommen. Den Dienst gibt es noch, die Firma auch. Allerdings ist die von einem Typen übernommen worden der die ohnehin schwierige Situation für viele unerträglich gemacht hat. Ein Exodus ist die Folge, und ich hoffe inständig dass der diesmal tatsächlich durchgezogen wird. Und tatsächlich zu einem dezentralen Dienst.

Mastodon scheint das Sammelbecken für Twitter-Quitter (tschuldigung, ist mir rausgerutscht) zu sein. Ich habe mir vor zwei Wochen einen Account geklickt, das ist nicht schwierig. Und ich sehe da schon viele der Leute denen ich auf Twitter gerne gefolgt bin. Tendenz steigend.

Die Schatenseite bei Mastodon
Die Schatenseite bei Mastodon

Meine Präsenz da möchte ich etwas anders angehen, deshalb habe ich heute noch einen separaten Account für die Schatenseite angelegt. Da ist — wie bisher bei Twitter — der Blog angebunden, neue Posts erscheinen da automatisch. Sonst nichts.

Wer also kein Interesse an sonstigem Rumgealbere hat möge bitte nur der Schatenseite folgen, ansonsten gerne auch mir. Oder eben auch gar nicht. Ich verdiene da nix dran. ;-)

Ich bin in den letzten Tagen einige Male die Liste der Accounts durchgegangen die ich auf Twitter sehe. Ich suche die jeweils auf Mastodon, wenn ich sie gefunden habe wird bei Twitter entfolgt. Sobald ich den Eindruck habe dass da nichts mehr zu holen ist werde ich meinen Twitter-Account nicht nur brach liegen lassen sondern tatsächlich auch löschen. Aktuell möchte ich da nicht mal mehr als Karteileiche rumliegen.

Idee am Rande: gibt es eigentlich schon eine Möglichkeit, Twitter-Accounts aus Mastodon heraus zu folgen? Es gibt da einige mit denen ich eh nicht interagiere, die ich aber gerne weiter lesen würde. Auch nach zehn Jahren lesen ich zum Beispiel gerne @RealTimeWWII, ich habe da viel gelernt und würde die Geschichte gerne bis zum Ende miterleben. Schwierig wäre es sicher nicht, eine Art Einbahnstraßen-Proxy-Bot zu bauen. Bestimmt aber rechtlich fragwürdig. Ich denke da mal weiter drüber nach…

Natürlich birgt die ganze Sache auch das Risiko dass diese Völkerwanderung nur ein Sturm im Wasserglas ist. Demnächst stellt sich raus dass die Art wie der Laden zur Zeit geführt wird nicht tragfähig ist, dann werden versönlichere Töne angeschlagen und alle kommen wieder zurück. Ich will nicht ausschliessen das ich das auch täte. Bis dahin hoffe ich aber wirklich mal auf das gute im Menschen, und darauf dass sich hier ein dezentraler und freier Dienst durchsetzen wird.

Man sagt dass ein Pessimist auch nur ein Optimist mit Erfahrung ist. Meine Erfahrung sagt mir dass ich auf dem Holzweg bin. Gerade ist mir aber danach, dem Optimisten in mir viel Handlungsfreiheit einzuräumen… die kriegt der nicht oft. :-)

Seit ein paar Tagen beschäftige ich mich intensiv damit, wie man mit dem Computer Musik macht. Vorweg: ich bin kein Musiker, und ich werde auch keiner. Aber eine von meinen Lieblingstöchtern singt gerne, und das nehme ich natürlich gerne als Aufhänger dafür mich in ein neues Gebiet reinzunerden.

Ich nutze wann immer das möglich ist freie Software, also bin ich bei der Aufnahme und Bearbeitung von Sound ziemlich schnell — nach einem kurzen aber unvermeidbaren Zwischenstopp bei Audacity — bei Ardour gelandet. Das ist eine Digital Audio Workstation, offenbar nutzen Leute mit Ahnung sowas um Musik zu produzieren. Einige Namen der kommerziellen Konkurrenz habe ich schon gehört: Ableton, Reason oder Cubase. Wie weit Ardour davon entfernt ist weiss ich nicht, auf jeden Fall bin ich beeindruckt (und erschlagen) von dem Funktionsumfang.

Unter anderem kann man mit dem Ding (natürlich) MIDI abspielen, also praktisch Musikinstrumente bedienen ohne wirklich Ahnung von Rhythmus oder Melodie zu haben. Dabei können die Instrumente dafür wirkliche MIDI-Instrumente sein (mit Tasteninstrumenten rechnet man irgendwie, ich habe aber auch schon MIDI-Gitarren (nein, nicht solche Playstation-Teile!) und ein MIDI-Akkordeon gesehen), oder Synthesizer — tatsächlich im Sinne von Tongenerator, einzubinden als Plugin in Ardour.

Und eben ein solcher ist Cardinal. Und zwar einer von der modularen Sorte:

Ein „Patch“ den ich am Beispiel eines Videos gemacht habe.

Modulare Synthesizer bestehen, wie der Name schon suggeriert, aus Modulen aus denen man sich seinen Klanggenerator zusammenbaut. In der wirklichen Welt funktioniert das ähnlich wie Lego: man gibt viel Geld für die Module aus, schraubt sich die Dinger in ein Rack und bastelt mit Kabeln und Knöpfchen so lange rum bis man seinen Sound gefunden hat.

Vor einigen Jahren gab es dazu eine Ausgabe von CRE, und da die Technik eigentlich antiquitiert gut abgehangen ist hat die nichts von ihrer Aktualität verloren. Wer sich für das Thema interessiert kriegt da auf jeden Fall einen guten Überblick.

Ich bin hoch erfreut dass es sowas in virtuell gibt. Nicht weil ich da einen Nutzen raus ziehen könnte, sondern weil es mich immer schon gereizt hat mit so einem Ding zu spielen. Vor Ewigkeiten hatte ich mal einen Abend die Gelegenheit mit einem moderneren Synthesizer zu spielen, einem Roland MC-505. Das hat schon echt Spass gemacht, und ich könnte da immer noch eine Menge Spaß mit haben. Das hier ist aber wesentlich ursprünglicher, und auch wenn mich der Funktionsumfang erschlägt — mitgeliefert werden 974 (!!!) unterschiedliche Module — ist das echt ein spannendes Spielzeug.

Oh, und noch ein Tipp: wer nicht alleine wohnt sollte für den ausgedehnten Spielspaß unbedingt Kopfhörer haben… :-)