Mein Name ist Ronald, und ich habe ein ungesundes Verhältnis zu Taschenrechnern.

Seit ich mich vor einigen Jahren mal intensiver mit der Programmierung von Taschenrechnern befasst habe faszinieren mich diese kleinen Computer. Mehr als sie sollten: in meinem Leben finden kaum Berechnungen statt die über die vier Grundrechenarten hinausreichen. Das hält mich nicht davon ab, nach interessanten Geräten ausschau zu halten.

So hat unter anderem auch ein TI-Nspire CAS zu mir gefunden. Die schwarze Variante mit Touchpad, noch mit einem monochromen Display.

Das Service-Menü

Vorhin überkam es mich wieder. Ich habe Batterien eingelegt und mit dem Ding rumgespielt. Der hatte noch die ganzen (trivialen) Berechnungen die ich vor langer Zeit gemacht habe, also hatte ich die Idee einen Firmware-Reset zu machen. Mit einem gewissen Prozedere kommt man in ein Service-Menü, da hat man vier Optionen. Ich wollte gründlich sein und habe in einem Anflug geistiger Umnachtung die einzige genommen die fatal endet: „Complete format (includes operating system)“. Offenbar war es naiv, anzunehmen dass man das Gerät nicht on the fly bricken kann. :-(

Nach etwas Fortschrittsbalken stand auf dem Display nur noch „Operating System not found. Install OS now.“, und mir ging etwas der Puls…

Operating System not found

Das Betriebssystem konnte ich bei Texas Instruments freundlicherweise runterladen (TI-NspireCAS-3.9.0.463.tnc). Die Software die der Hersteller für diesen Fall vorhält (TINspireComputerLink-3.9.0.455.exe) wird aber nur für Mac und Windows angeboten, sowas habe ich nicht. Unter Wine konnte ich das Tool zwar installieren, es hat aber den Rechner nicht gefunden.

Die Lösung war dann ein freies Tool mit dem Namen TiLP. Die Webseite sieht nach nix aus, die letzten News sind von 2013. Aber meine Distribution bringt das als Paket mit, also ist es einen Versuch wert. Und was soll ich sagen? Es hat auf Anhieb den Rechner gefunden, ich konnte die Firmware per Mausklick hochladen.

Nach der Aktion habe ich jetzt nicht nur einen frisch zurückgesetzten Taschenrechner, sondern sogar einen mit dem aktuellsten Betriebssystem — und frisch zurückgewonnenen Respekt vor dem Ausdruck „complete format“… :-/

Nur ganz kurz: heute hat meine Trude „Geburtstag“. Die Erstzulassung war genau heute vor 30 Jahren. :-)

Leider habe ich die Maschine in den letzten Jahren ziemlich vernachlässigt. Nicht nur dass sie seit mehreren Jahren nicht gefahren oder gepflegt wurde, bevor die das erste Mal wieder in Richtung Strasse unterwegs sein darf steht noch eine Reparatur an, vermutlich haben sich auch schon die Reifen kaputt gestanden. Die ist wirklich in einem erbärmlichen Zustand. :-(

Ich hoffe dass ich in diesem Sommer den Elan finde das Ding wieder auf Vordermann zu bringen, rechne mir da aber keine allzu großen Chancen aus. Vernünftig wäre es sicher die zu verkaufen, aber das wird nicht passieren. Solange die im Keller steht weiss ich dass ich es selbst in der Hand habe ob ich fahre oder nicht. Wenn ich die verkaufen würde hätte ich in dem Moment Sehnsucht in dem ich andere Maschinen auf der Strasse sehe…

Jeder kennt Werbeanrufe, ich glaube nicht dass es jemanden gibt der die nicht nervig findet. Heute ist meine Frau ans Telefon gegangen. Ich war in einer Videokonferenz, habe es nur von nebenan gehört:

„Ja, der ist da. Ist aber gerade beschäftigt. Was wollen Sie denn von dem?“
„Nein, ich gebe das Telefon jetzt nicht weiter. Erst sagen Sie wer Sie sind und was Sie wollen.“
„Wenn Sie mir nicht sagen wer Sie sind und in wessen Auftrag Sie anrufen lege ich jetzt auf.“

Später hat sie mir grinsend erzählt dass der Mann am anderen Ende angeblich schon im Januar mit mir gesprochen hätte, es ginge um Finanzdienstleistungen. Grinsend, weil sie weiss dass ich nicht mal mit unserem Steuerberater über Finanzen reden möchte, ganz bestimmt nicht mit irgendwem der am Telefon seinen Namen nicht sagen will… :-)

Ich hätte die Geduld nicht aufgebracht. Mir ist das zu bunt geworden, also habe ich meine Konferenz unterbrochen und das Telefon übernommen. Zugegeben: ich war dabei nicht sonderlich höflich. Aus Gründen. Hab ohne Begrüssung meine Standardfloskel runtergeleiert: „Ich weiss nicht wer Sie sind, habe kein Interesse an diesem Gespräch und möchte bitte nie wieder von Ihnen angerufen werden. Streichen Sie mich von der Liste.“

Daraufhin hat der Anrufer angefangen sich über meinen Ton zu beschweren. Was das denn für eine Art wäre, und so weiter. „Was für ein Bauer.“ habe ich verstanden. Ich hatte keine Lust auf das Gespräch, also habe ich aufgelegt und bin wieder an meine Arbeit gegangen. Das heisst: ich wollte.

Das Log aus der Telefonanlage

Nach fünf Sekunden hat es wieder geklingelt.

Ich habe übertrieben freundlich eröffnet: „Ich wünsche einen schönen guten Morgen, wie kann ich Ihnen helfen?“. Er hielt das für eine Frechheit. Ich fragte ob er weiß dass diese Art von Anruf in Deutschland verboten wäre (hab erst später gesehen dass er eine österreichische Nummer hatte). Der Mann war nicht glücklich, hat irgendwas von negativen Bewertungen gebrabbelt die er mir bei Google geben wollte. „Negative Google-Bewertungen für Privatpersonen, nette Idee.“ — und ich habe wieder aufgelegt.

Beim dritten Anruf habe ich nur noch das Telefon zur Seite gelegt. Soll er doch mit dem Tisch sprechen, ist ja seine Zeit.

Das Log aus dem Handy

Einmal hat es noch am Handy geklingelt. Da hat er nichts gesagt, die Nummer ist aber eine von den dreien gewesen mit denen er vorher angerufen hatte. Immerhin war ich beeindruckt von seinen Daten: die sind so gut dass er nicht nur Festnetz- sondern auch Handynummer hat.

Gerade stellt sich raus — beweisen lässt sich das nicht, aber doch schwer vermuten: er hat offenbar auch die Mailadresse passend. Mein Postfach sagt dass ich mich direkt nach dem Vorfall gleich bei mehreren Newslettern angemeldet habe.

Das Log aus dem Postfach

Was das über diesen Wicht aussagt darf sich jeder selbst ausmalen. Klar: das Schicksal kann jeden Treffen, und dann landet man vielleicht in einer Position in der man versucht Geld damit zu machen anderen auf den Geist zu gehen. Dass er aber aus den Telefonaten noch die Motivation gezogen hat, mehrere Minuten meine Adresse in irgendwelche Anmeldeformulare zu hacken ist bemerkenswert.

Lustig finde ich die Themen die ihm als erstes eingefallen sind. Menschen die sich offen mit ihrer Sexualität auseinandersetzen. Die haben im Gegensatz zu diesem Telefonmann meinen vollen Respekt. Glaubt er, mich damit diffamieren zu können? Das wäre mit Newslettern zu Finanzdienstleistungen deutlich besser gegangen… :-D

Letztes Jahr habe ich zwei Artikel über mein 85mm Takumar geschrieben, eine Linse die älter ist als ich, die ich eigentlich nur noch als Makro am Balgen benutze, und die ich offenbar massiv unterschätzt habe (sowohl in Bezug auf Abbildungsqualität, auf Zeitwert als auch in Bezug auf Radioaktivität ;-) ). Das Ding habe ich irgendwann in den 90ern auf einer Fotobörse gekauft.

Zenit Helios 44-2
Zenit Helios 44-2

Deutlich länger in meinem Besitz ist ein Helios 44-2, das habe ich mir jetzt nochmal genauer angesehen nachdem es jemand auf YouTube belobhudelt hat.

Das Helios entstammt russischer Produktion des Herstellers mit dem klangvollen Namen Krasnogorski sawod imeni S. A. Swerewa, im Volksmund auch KMZ oder Zenit genannt. Es hat einen M42-Anschluss, eine Festbrennweite von 58mm und mit 2.0 eine anständige Offenblende. Ich habe das in den 80ern zusammen mit einem 35er, einem 135er und einer voll-manuellen Spiegelreflex — es müsste eine Revueflex E gewesen sein (also vor dem Umlabeln auch eine Zenit) — aus dem Nachlass meines Opas. Er wird das Objektiv zusammen mit der Kamera in den 70ern gekauft haben. Aus dem Equipment habe ich leider nur noch das Helios.

In dem Video wurde das Bokeh gepriesen. Ich muss gestehen dass ich als Banause in der Regel wesentlich mehr auf das achte was ich abbilde als auf das was ich nicht abbilde. Vor allem habe ich sowas noch nie verglichen. Bis vorhin.

Helios vs. Canon
Helios vs. Canon

Hier sieht man unseren Weihnachtsbaum aus etwa 2m Entfernung. Das sind jeweils Bilder in Komplettbreite, keine Ausschnittvergrößerungen.

Oben ist zu sehen wie ihn das alte Helios darstellt, unten was vergleichbares mit einem Canon EF 28-135 (fairer wäre es gewesen wenn ich das 50mm dazugeholt hätte, das fällt mir aber auch jetzt erst ein). Beides natürlich komplett out of focus, dafür sieht man schön den Unterschied. Nicht so sehr im Swirl-Effekt den das Video angepriesen hat, mehr in der Abbildung der Unschärfepunkte an sich.

Ich fange an, den Oldtimer wirklich wertzuschätzen. Die Abbildung ist auf jeden Fall deutlich interessanter als bei der modernen Optik. Allerdings habe ich die Befürchtung dass ich trotz des Wissens auch in Zukunft viel zu selten daran denke das vielleicht auch mal kreativ einzusetzen.

Finger mit Monden

Ein Testbild in dem die Schärfeebene zwischen meiner Hand und dem Tannenbaum lag macht auf jeden Fall neugierig. Und das war noch eine zurückhaltende Einstellung, damit die Finger noch als solche erkennbar sind. Vielleicht muss ich mal eine Weile komplett auf das Altglas umsteigen…

Ach ja, der Vollständigkeit halber: Radioaktiv ist es höchstwahrscheinlich nicht. :-D